Moro-Reflex – ein wichtiger frühkindlicher Reflex!
Beim Moro-Reflex handelt es sich um einen der wichtigsten frühkindlichen Reflexe (
weitere Informationen), was die Entwicklung betrifft. Der Reflex entsteht bereits in der 8.- 12. Schwangerschaftswoche – also vom Übergang embryonales zum fötalen Stadium. Dabei stellt der Reflex eine erste primitive Schreckreaktion dar. Nach der Geburt bereitet er das Nervensystem auf eine lebensbedrohliche Situation vor. Der Hirnstamm – unser ältester Gehirnteil, den wir auch mit den Reptilien teilen – löst eine Kampf- oder Fluchtreaktion aus.
Auslöser für den Moro-Reflex können multi-sensorisch sein, das bedeutet, dass er durch jeden sinnlichen Reiz ausgelöst werden kann: in erster Linie durch eine unerwartete Lageveränderung – z.B. den Kopf des Säuglings nach hinten abzusenken, aber auch durch einen unerwarteten visuellen Reiz (Lichteinfall), ein lautes Geräusch (auditiver Reiz) oder eine grobe Berührung (taktiler Reiz).
Die Reaktion auf so einen Reiz ist ein gleichzeitiges Auseinandergehen von Armen und Beinen, ein Einatmen und kurzes Erstarren, um danach die Arme und Beine zu schließen und dann zusammenzusacken und auszuatmen.
Restreaktionen frühkindlicher Reflexe
Frühkindliche Reflexe sind automatische Bewegungsabläufe, die bereits in der Schwangerschaft wichtige Aufgaben erfüllen – besonders im ersten Jahr helfen sie uns bei unserer motorischen Entwicklung und integrieren sich normalerweise in komplexere Bewegungsabläufe. Passiert dies nicht gut genug, spricht man von Restreaktionen, die sich bei einer Häufung (sog.
Neuromotorische Unreife) sehr ungünstig auf das Leben des Kindes auswirken können. Der Moro-Reflex spielt dabei eine besonders große Rolle, da er sich neben einer beeinträchtigten Motorik auch psychosozial negativ auswirken kann – vor allem, weil er ein Trigger für Angst sein kann, was sich in der Praxis häufig in unterschiedlichen Ausprägungen zeigen kann.
Zusätzlich ist auch die Wahrnehmung oft beeinträchtigt – wie oben erwähnt, weil der Reflex eben multi-sensorisch ausgelöst werden kann – kann auch vielfach die Wahrnehmung beeinträchtigt sein.
„Ich habe das Gefühl, mein Kind lebt in einem permanenten ‚Angst-Modus‘!“
Typisch für Restreaktionen des Moro-Reflexes ist, dass das Kind schnell überreagiert. Es lebt in einem „Angst-Modus“, ist häufig angespannt und zeigt sich – da der Reflex multi-sensorisch ausgelöst werden kann – überempfindlich, was die Wahrnehmung betrifft. Dieses Gefühl der ständigen Bedrohung führt zu ängstlicher Anspannung, was sich wiederum in einem bestimmten Körperfunktionsmuster manifestiert. Diese generelle Anspannung kann in weiterer Folge auch gravierende Auswirkungen auf kognitive Leistungen haben. Die ständige Alarmbereitschaft, in dem die Kinder verharren, zeigt sich dann in übertriebener Ängstlichkeit:
Schulangst, Versagensangst, Verlustängste, Angst vor Neuem und Unbekanntem, Angst vor lauten Geräuschen oder auch ständige Angst vor möglicherweise eintretenden - aber eher unwahrscheinlichen - Ereignissen.
Weitere Auffälligkeiten können sein:
Gleichgewichts- und Koordinationsprobleme
Stimmungsschwankungen
Hyperaktive Phasen wechseln mit Lustlosigkeit und Übermüdung
Sensorische Überempfindlichkeit
visuell (sehen)
auditiv (hören)
taktil (Berührung)
Neigung zu Allergien
Neigung zu Verdauungsbeschwerden
Mangelnde Ausdauer und Konzentration
Bestimmte Verhaltensmuster werden ständig wiederholt (dies wiederum nährt oft den Verdacht auf Autismus)
Kinder können sich schwer anpassen
Sie haben Schwierigkeiten mit Kritik umzugehen
Sie neigen oft dazu, Situationen kontrollieren zu wollen: es muss alles nach ihrem Kopf gehen, was sie wiederum oft sozial isoliert, da andere Kinder dabei nicht mitmachen wollen.
Sollte man als Eltern beim Kind mehrere der oben genannten Auffälligkeiten sehen, kann es sinnvoll sein, das Reflexprofil des Kindes austesten zu lassen und zu schauen, ob Restreaktionen des Moro-Reflexes der Grund der Ängstlichkeit bzw. des Verhaltens sein können.