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Optimale Therapieabfolge bei Entwicklungsverzögerungen und Lernstörungen

Eva Fernsebner-Hammer • Okt. 14, 2019
Therapieabfolge bei Lernschwierigkeiten

Was ist wann sinnvoll und notwendig?

Neulich sagte mir die Mutter eines 13-jährigen Jungen: "Endlich haben wir das Richtige gefunden!"
Das freut mich immer sehr, denn egal, ob pädagogische Fachkraft bei meinen Vorträgen oder Eltern in der Praxis, fast jede Woche höre ich die Sätze: "Noch nie vorher davon gehört. Hätten wir das doch früher gewusst! Jetzt wird mir einiges klar! Da wird genau mein Kind beschrieben!"
Gut - ich glaube, das sagt fast jeder Mensch in seinem Leben irgendwann einmal. Denn meistens kann man sich, wenn man etwas vorher weiß, viel Zeit, Geld und Nerven sparen, bis man den richtigen Weg einschlägt.

Genauso verhält es sich auch, wenn man Kinder hat, die entwicklungsverzögert sind oder Lernschwierigkeiten haben und/oder dadurch kein altersgerechtes Verhalten zeigen (das hat ja in der Regel einen Grund). Dieses Wissen ist für Eltern solcher Kinder oft besonders wertvoll - schwebt doch über ihnen ein Fragezeichen nach der eigentlichen Ursache der Schwierigkeiten, die trotz vieler Maßnahmen oft jahrelang nicht geklärt wird.

Das oben abgebildete Haus ist angelehnt an die Abbildung einer Pyramide, die ich erstmals 2012 in der Fachzeitschrift für Optometrie entdeckte. Sie zeigt die optimale Abfolge der Maßnahmen, wenn bei einem Kind die drei oben genannten Auffälligkeiten zutreffen. Zunächst brauche ich ein gutes Fundament - eine Basis, auf der ich aufbauen kann, erst dann kann ich daran denken, Wände aufzubauen und schließlich das Dach darauf zu setzen.

Das Fundament bildet die Integration frühkindlicher Reflexe. Warum ist das so?
Frühkindliche Reflexe sind automatisch ablaufende, unbewusste Bewegungen und sie bilden deshalb die Basis, weil sie sich bereits sehr früh in der Schwangerschaft entwickeln - nämlich bereits in der 5. - 8. Schwangerschaftswoche. Die meisten anderen Sinnesysteme - mit Ausnahme der Basissinne wie Gleichgewicht und Berührungssinn - reifen ja erst nachgeburtlich optimal aus (vor allem der Hör- und Sehsinn). Demnach sollten Auffälligkeiten in diesen Bereichen (das entspricht dann den Wänden des Hauses) auch erst dann angegangen werden, wenn das Fundament gut aufgestellt ist.
Die meisten Förderungen und Empfehlungen der Schule bilden die Spitze unserer Pyramide - mit mehr Fördermaßnahmen, Lern- und Lesetrainings wird versucht, das Dach zu reparieren. Das kann langfristig aber nur dann zum Erfolg führen, wenn alles unter dem Dach gut aufgestellt ist.

Häufig sehen wir dann Kinder, die zwar kurzzeitig sehr wohl von solchen Fördermaßnahmen an der Pyramidenspitze profitieren. Ist die Maßnahme dann beendet, verliert sich der Effekt wieder und die Auffälligkeiten kehren zurück. Überhaupt deutet ein nicht nachhaltiger Erfolg bei den angeführten Maßnahmen im oberen Bereich der Pyramide darauf hin, dass die Wurzel des Problems noch nicht erreicht wurde, um noch ein anderes Bild einzuführen.
Egal, ob es nun ein gutes Hausfundament oder kräftige Wurzeln sind, die den Baum gut versorgen - wichtig ist immer, sich von unten nach oben zu arbeiten, damit man auch wirklich nachhaltige Verbesserungen erzielen kann.
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